genug setzt sich für den Aufbruch in die reduktive Moderne ein.
Für eine energie- und ressourcenschonende Lebensweise – nicht nur als individueller Ansatz, sondern als gesellschaftlicher Mainstream. Für Suffizienz – persönlich und politisch.

Wie bitte? Wofür setzt sich genug ein?

Na, für eine Welt in der die Menschenrechte respektiert werden und soziale Gerechtigkeit herrscht. Und das Ganze unter Beachtung der natürlichen Ressourcen, der Umwelt und dem Klima. Das war’s dann grob betrachtet auch schon.

Zugegeben, wahrlich kein bescheidener Wunsch. Weswegen wir uns auch schon ein paar Gedanken dazu gemacht haben, was es denn möglicherweise braucht, um eine solche Welt herzurichten.

Wir sind zum Entschluss gekommen, es braucht dazu in vielen Fällen ein Weniger. Obwohl, das trifft es nicht ganz, nicht ein Weniger, sondern vielmehr ein genug – an Zeug und an Ressourcenverbrauch, an Produktauswahl und Produktwerbung, an Wirtschaftswachstum und Freihandel, an Arbeitsstunden und Produktivität. Ein Weniger im Vergleich zu dem wie es derzeit üblich und geradezu selbstverständlich ist, das schon, aber eigentlich ein genug.

Ein genug zum Überleben sowieso, aber eben auch zum gut Leben, und das im Idealfall sogar für alle bzw. die meisten. Darin unterscheidet sich, unserer Ansicht nach, das Genug vom Zu viel: Beim Genug ist genug für alle da, beim Zu viel ist zu viel für einige und daran geknüpft zu wenig für andere da. Und beim Versuch – ob aufrichtig oder vorgetäuscht – das Zu viel auf alle ausweiten zu wollen, wird des Menschen gemeinsame natürliche Grundlage zerstört.

Gegen diese Schieflage will genug vorgehen. Schon klar, das ist sehr wohl äußerst ambitioniert. Seit Jahrzehnten ist ein Immer mehr der vorherrschende globalgesellschaftliche Konsens. Das Immer mehr steckt fest in unseren Köpfen, unseren Handlungen, unseren Abläufen, unseren Beziehungen, unserem Wirtschaftsverständnis und unseren politischen Entscheidungen. Und vielleicht war das Immer mehr zu gewissen Zeiten auch gar nicht mal so unangebracht, aber heute ist es überholt und zerstörerisch, es ist zum Zu viel geworden. Ein genug soll demnach auch kein Rückschritt sein, sondern eine Anpassung an die heutigen Gegebenheiten. Auf die Gefahr hin sich als globale Gesellschaft zu übernehmen und die Zeichen der Zeit zu spät zu erkennen, wünscht sich genug einen kontrollierten Aufbruch in eine reduktive Moderne.

Ein Immer mehr tut heute noch nicht einmal mehr denjenigen gut, welche die mutmaßlichen Profiteure davon sind, also denjenigen die zu viel haben, im Gegensatz zu denjenigen die zu wenig haben. Klar, ein Weniger als bisher klingt unangenehm, das hört sich so sehr nach Verzicht an und löst bei vielen Verlustängste aus. Tatsächlich aber, ist ein Weniger auch immer mit einem Mehr verknüpft, zumindest so lange es sich eigentlich um ein genug und nur gefühlt um ein Weniger handelt. Wer weniger Zeug hat, hat gleichzeitig mehr Raum… für Bewegung, für Kreativität, für Gedanken. Wer weniger (Erwerbs-)Arbeit hat, hat gleichzeitig mehr Zeit… für Freunde und Familie, für sich, für andere Arbeit. Wem weniger Produkte zur Auswahl stehen, hat mehr Ruhe und Raum für Wesentliches. Eine Gesellschaft, die weniger auf Wirtschaftswachstum und Freihandel aus ist, hat mehr politische Selbstbestimmung und humanere Wertschöpfungsketten.

Gewiss, ein Weniger bzw. ein genug alleine führt wahrscheinlich noch nicht zu einer Welt, in der die Menschenrechte alle respektiert werden und absolute soziale Gerechtigkeit herrscht, aber es scheint uns, dass es einen maßgeblichen und unverzichtbaren Beitrag dazu leisten kann. Als Verein und Kollektiv von Menschen, die selbst in einer Gesellschaft des Immer mehr aufgewachsen sind, denken wir, dass wir an eben dieser Drehschraube am besten ansetzen können.

Aha, und wie genau gedenkt genug dies zu tun?

Mittels Projekten, Aktionen und Kampagnen fördert genug eine energie- und ressourcenschonende Lebensweise – auf der individuellen Ebene, aber auch auf der soziokulturellen und politischen Ebene.

genug unterstützt einzelne Personen bei ihrem Wandel hin zu einer suffizienten Lebensweise mit entsprechenden „Tools“ (Werkzeuge, Instrumente), deren Konzipierung und Bereitstellung.

Des Weiteren legt genug viel Wert darauf, dass die suffiziente Lebensweise Einzug in den gesellschaftlichen Mainstream findet, da nur so ein realer Impakt, beispielsweise auf den globalen Ressourcenverbrauch, möglich ist. Dazu schafft genug Räume zum vernetzen, vernetzt sich selbst mit anderen Akteuren, leistet Sensibilisierungs- und Öffentlichkeitsarbeit und arbeitet weiter an der Entwicklung einer gesellschaftsfähigen Vision der reduktiven Moderne.

Auf politischer Ebene fördert genug die suffiziente Lebensweise durch Advocacy-Arbeit: liefert suffizienzbezogene Analysen und unterbreitet Vorschläge. Denn auch politische Maßnahmen und Bestimmungen wirken sich maßgeblich positiv oder negativ auf die Umsetzung einer suffizienten Lebensweise aus.

Unabhängig von Methode und Ebene gilt: genug betrachtet immer alles durch die Suffizienzbrille. Wobei Suffizienz für „das richtige Maß“, bzw. „ein genügend an“ steht. Im Sinne der Nachhaltigkeit grenzt sich Suffizienz ab von Effizienz (ein Produkt mit weniger Ressourcenaufwand herstellen oder verwenden) und von Konsistenz (zyklische Wiederverwendung von Ressourcen). Suffizienz ist, wenn weniger Produkte benötigt werden und dadurch auch weniger Ressourcen.